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Beschreibung
Als »unglaubliches Seelendrama« beschreibt Kirill Petrenko Dmitri Schostakowitschs Achte Symphonie. Unter Lebensgefahr verfasste der Komponist sie während des Zweiten Weltkriegs: zwischen bedrohter Existenz und stalinistischer Zensur. Auch die Neunte und Zehnte legen eindringlich Zeugnis ab von Schostakowitschs Auseinandersetzung mit dem Regime – und seiner Selbstbehauptung. Berliner Philharmoniker Recordings veröffentlicht nun die Aufnahmen der Symphonien 8–10 als zweite große Hardcover-Edition des Orchesters mit Chefdirigent Kirill Petrenko.
Musikalisch ist jede der drei Symphonien eine eigene Welt – was sie eint, ist der Wunsch nach Freiheit: einmal hinter vorgehaltener Hand geflüstert, einmal ironisch verzerrt, einmal herausgeschrien. Schostakowitschs Achte lieferte der nach patriotischen Hymnen gierenden Autorität eine gezwungen lächelnde Tragödie. Und aller Tarnung zum Trotz: Wenige Jahre später wurde das Werk verboten. Mit seiner Neunten Symphonie vollzog der Komponist dann eine überraschende Kehrtwende, sodass er als Symphoniker bis nach Stalins Tod verstummen musste – um selbst zu überleben. Nicht nur die traditionsschwere Nummerierung der Neunten, auch der gewonnene Krieg ließ Volk und Funktionäre der Sowjetunion auf eine gigantische Heldenfeier hoffen. Statt der Erlösung im Kriegsende sah Schostakowitsch die unzähligen Opfer – und das Nahen der nächsten Katastrophe. Seine Neunte zeichnet daher im distanzierenden Tonfall der Wiener Klassik und mit grotesker Fröhlichkeit eine Zirkuswelt, die dem Regime einen Zerrspiegel vorhielt.
Die Zehnte platzte – nach achtjähriger Schaffenspause – unmittelbar nach dem Tod Stalins aus Schostakowitsch heraus. Als »größten Befreiungsschlag in seinem künstlerischen Schaffen nach der Fünften« bezeichnet Kirill Petrenko das Werk, in dem der Komponist sich zum Protagonisten macht: Sein Monogramm in Tönen – D-Es-C-H – triumphiert in einem erbitterten Kampf über die gewaltige Maschinerie der Diktatur. Die Hoffnung auf Freiheit, die am Ende dieser Symphonie steht, birgt als musikalische Botschaft große Aktualität.
Die Edition enthält die Aufnahmen, die während der Corona-Pandemie entstanden sind, auf zwei CDs sowie einer Blu-ray. Begleitet werden sie von einem Interview-Film mit Kirill Petrenko und fundierten Texten zu Schostakowitschs Wirken. Der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker erläutert im Vorwort zudem seine Verbundenheit mit dem Werk des Komponisten. Gestaltet wurde die Edition von Thomas Demand. Seine Fotografien versinnbildlichen das Spannungsfeld, in dem Schostakowitsch seine Werke schuf: außen die bedrückend gleichförmige Reihe eiserner Schließfächer, innen Blumen-Fotografien aus dem Moskauer Gorki-Park.
Konzertvideos
22-minütiges Interview mit Kirill Petrenko
Download-Code für Audio-Dateien des Albums in 24-bit/96 kHz
Gutschein: Digital Concert Hall 7-Tage-Ticket
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